Weihnachten und Chanukkah
Hi!
Ich hoffe, Ihr hattet alle besinnliche, frohe und wunderschöne Festtage und konntet die Zeit mit euren Liebsten genießen. Weihnachten bzw. die Weihnachtszeit ist wundervoll und für mich etwas ganz Besonderes.
Dieses Jahr sollte ich diese Zeit mal völlig anders erleben. Ein richtiges Weihnachtsfest gab es für mich nicht, denn zusammen mit meiner Gastfamilie feierte ich Chanukkah.
Dennoch haben auch wir natürlich viele, viele weihnachtliche Dinge gemacht, worüber ich auch schon in meinem letzten Blogpost berichtet habe.
Aber auch in der vergangenen Woche haben wir die festliche Stimmung noch einmal richtig aufleben lassen.
Am Dienstag, dem 20. Dezember, hat die Schule der Kids ein Weihnachtskonzert aufgeführt, bei dem das Orchester, die Band und der Chor einige Stücke präsentierten. Das Orchester besteht nur aus Streichinstrumenten, genau gesagt aus Violinen, Bratschen, Cello und Bass und wenn man bedenkt, dass es ausschließlich Neun- bis Elfjährige waren, die diese Instrumente für uns spielten, war das wirklich beeindruckend und schön.
Die Blasinstrumente waren dementsprechend in der Band vertreten. Das Publikum bekam Klänge von Querflöten, Klarinetten, Saxofonen, Posaunen (eine davon spielte Sam) und Trompeten zu hören. Jedoch muss ich sagen, dass das im Vergleich zum Orchester nicht so ein Balsam für die Ohren war. Ich weiß, wie viel Mühe sich die Kinder geben und freue mich, dass sie viel Spaß haben aber die Band klang wirklich, wirklich chaotisch - und das sah nicht nur ich so 😄 Trotzdem war es schön zu sehen, wie stolz die Kleinen auf sich waren, als sie fertig mit der Aufführung waren.
Der Chor war richtig süß! Sie haben fünf Lieder gesungen, zwei davon sangen die "Chatsworth Chimes", ein kleinerer Chor der Schule, der zweimal die Woche probt. Auch da wirkt Sam mit. Er hat sogar ein ganz kleines Solo gesungen, das hat er wirklich gut gemacht. Wir waren alle sehr stolz. Es hat mir wirklich außerordentlich gut gefallen. Bei einem Konzert wie diesem, wo nur Kinder mitwirken, geht es ja auch gar nicht darum, dass man eine perfekte Show geboten bekommt. Es geht darum, den Kindern eine Freude zu bereiten, indem man ihnen Mut zuspricht und ihren Auftritt genießt. Und die Kinder hoffen, dem Publikum eine Freude zu bereiten, indem sie wochenlang proben und üben, sich viel Mühe geben und letztendlich ein wirklich tolles kleines Konzert aufführen.
Mich alles hat das sehr stark an meine Musicalzeit in der Schule erinnert, die ich bis heute noch zu den besten Momenten meines Lebens zähle. Die wochenlangen Proben (sei es Theater oder Gesang) in der Stadthalle, die Chorfreizeiten und letztendlich die Aufführungen - Zeiten, die ich niemals vergessen werde. Vielleicht lag es daran, dass ich während dem Konzert ein wenig emotional wurde.
Zwei Tage später ging es direkt weiter mit dem weihnachtlichen Programm. Für meine Gastfamilie und mich hieß es nämlich: Ab in die City. Großzügiger Weise (ich kann mein Glück immer noch nicht fassen) haben meine Gasteltern mich nämlich dazu eingeladen, die Radio City Christmas Spectacular Show mit den Rockettes anzusehen! Ich bin so unfassbar dankbar dafür und habe allein an diesem Tag wahrscheinlich 513-mal "Thank you so much!" gesagt.
Um ca. 12:10 Uhr haben wir uns auf dem Weg zum Bahnhof gemacht, um den Zug um 12:30 Uhr zu erwischen. Im Zug haben wir sogar dank eines sehr netten Herren, der für uns aufgestanden ist, alle zusammensitzen können. Es ist immer wieder schön zu sehen, dass es doch noch herzliche Menschen auf dieser Welt gibt. Die Kinder waren auf der Fahrt sehr aufgeregt. Das war zwar süß aber auch etwas anstrengend 😄
Angekommen in der Grand Central ist dann wohl das Merkwürdigste in meiner gesamten bisherigen Zeit hier passiert: Ich musste meinen verwirrten Gasteltern, die einige Jahre in NYC lebten, erklären, wie man von der Grand Central zum Rockefeller Center kommt! Ich, das Mädchen, das aus dem winzigsten Dorf überhaupt kommt. Ich war sehr überrascht über mich selbst - aber auch ein wenig stolz.
Der Weg zum Rockefeller Center war anstrengend: Viele Menschen, ein kleines Mädchen, das keine Lust mehr hat zu laufen und ein etwas größerer aber dennoch kleiner Junge, dem der Rest zu langsam ist und droht, in den Menschenmassen zu verschwinden. Stress pur aber zum Glück war unser Ziel ja nicht so weit entfernt.
Ich habe mir dann also noch ein zweites Mal den Rockefeller Christmas Tree angesehen und bin nach wie vor begeistert von seiner Schönheit. Ein bisschen genauer habe ich von ihm ja bereits in meinem letzten Blogpost berichtet. Auf der Eisfläche zum Schlittschuhfahren präsentierte Santa Claus sein Talent, indem er tanzend durch die Menge fuhr und neben der Straße sangen Securityguards Silent Night mit einer Karaokebox - willkommen in NYC in der Weihnachtszeit!
Lange konnten wir uns beim Rockefeller allerdings nicht aufhalten, denn um 14 Uhr begann schon die Show, für die wir Tickets hatten. Wir liefen alle noch schnell die Straße runter, schon waren wir bei der Radio City Music Hall. Nach kurzer Zeit in der Warteschlange konnten wir die beeindruckende Eingangshalle, in der der wohl größte Kronleuchter, den ich je gesehen habe, hängt, betreten. Die Secrurityguards führten uns in die eigentliche Halle und mir verschlug es die Sprache. Alles war so pompös, so riesig, so atemberaubend schön. Ich konnte lediglich ein leises "Wow" hervorbringen.
Um die eigentliche Show zu beschreiben fehlen mir ehrlich gesagt ein wenig die Worte. Es handelte sich nicht nur um eine Tanzaufführung der Rockettes. Tanz, Gesang, Schauspiel - alles war dabei. Die Show wurde von Santa eröffnet und er führte das Publikum durch viele kleine Geschichten, die in Form eines Musicals präsentiert wurden. So wurden den Zuschauern Weihnachten in New York City, die Arbeitsvorgänge in Santas Weihnachtsstadt, die Weihnachtsgeschichte und noch vieles mehr nähergebracht. Neben den Geschehnissen auf der Bühne gab es außerdem zahlreiche Spezialeffekte, sei es in Form einer Lichtshow oder ferngesteuerte Schneeflocken-Ballons. Es war wirklich wunderbar und ich wurde hervorragend unterhalten. Auch die Kinder fanden es ganz, ganz toll und hatten viel Spaß.
Am Freitag, dem 23. Dezember, kamen dann noch genau rechtzeitig die Weihnachts- bzw. Chanukkahgeschenke an, die ich für meine Gastfamilie ausgesucht habe. Ziemlich erleichtert darüber machte ich mich auch schon direkt ans Verpacken.
Und dann war plötzlich auch schon der 24. Dezember. Heiligabend und in diesem Jahr zufällig auch The First Day of Chanukkah. Das ist seit 1872 erst dreimal passiert, das letzte Mal 1978. Es ist schon cool, dass ich an so einem riesigen Zufall teilhaben durfte. Ich bin ehrlich gesagt auch sehr sehr froh darüber, denn wäre Chanukkah auf irgendeine andere Woche des Jahres gefallen, dann hätte ich an Weihnachten kein Fest gehabt und ich hätte wahrscheinlich ziemliche Sehnsucht nach meiner Familie und unserer gemeinsamen Weihnachtsfeier gehabt. Aber so hat alles perfekt gepasst und sogar die Adventskalender der Kinder, die meine Oma netterweise geschickt hat, waren ein Countdown bis Chanukkah.
Morgens hatte ich dann noch ein Skype-Date mit meiner Familie, bevor sie sich mit dem Rest traf, das war wirklich schön. So war ich an Weihnachten zumindest kurz durch den Computermonitor mit meiner Familie zusammen und auch wenn ein paar Tränen flossen waren es fröhliche Gedanken, die wir miteinander teilten.
Nach dem Skypen war ich auch gar nicht traurig oder niedergeschlagen, wie ich es vielleicht erwartet hätte, weil ich ja eine sehr emotionale Person bin. Ich war einfach nur aufgeregt und froh darüber, die Möglichkeit zu haben, Chanukkah hautnah miterleben zu dürfen.
So richtig geht Chanukkah aber erst bei Sonnenuntergang los und so war der Tag eher gemütlich. Meine Gastmutter und ich machten gemeinsam Donuts und später auch noch Latkes. Das ist genau das gleiche wie hessische Rupsel, also Kartoffelpuffer und ich war so happy. Ganz traditionell haben wir sie mit Apfelmus gegessen und es hat für mich nach Weihnachtsmarkt geschmeckt. So schön! Nur der Glühwein hat gefehlt 😄
Wir haben zusammen Spiele gespielt, den Nussknacker und das Mickey Mouse Christmas Special geguckt und gewartet, bis die Sonne untergegangen war. Ich dachte, die Kinder platzen gleich vor Ungeduld - das hat mich an meine Kindheit erinnert. Denn auch wir mussten mit der Bescherung (fast) immer bis nach dem Abendessen warten. Wir zündeten dann die erste Kerze der Menora an und meine Gastmutter sprach ein Gebet auf hebräisch. Dann gab es Bescherung! Die Kinder durften ihre ersten Geschenke aufmachen, darunter auch meine, und ich war mehr als erleichtert, dass sie sich so sehr darüber freuten. "Oh my god, Marie! That's so awesome, thank you! Oh my god!'' sagten sie zu mir mit strahlenden Augen und es wärmte mein Herz. Auch meine Gasteltern freuten sich sehr über ihre Geschenke von mir. Große Erleichterung machte sich in mir breit, denn was Geschenke angeht könnte man mich als die wohl unkreativste Person der Welt bezeichnen 😄 Für mich haben meine Gasteltern ein Chanukkahgeschenk UND ein Weihnachtsgeschenk besorgt, ich war ganz überwältigt. "Du hast uns erzählt, dass es bei euch am 24. Dezember Geschenke gibt. Deshalb bekommst du heute zwei!'' sagten sie und ihre Worte hinterließen eine sprachlose Marie. Ich bin so dankbar für alles, nicht nur für die Geschenke und ich könnte meiner Gastfamilie nicht genug danken.
Eigentlich wollten wir noch ein gemeinsames Dinner haben aber wir alle haben uns an den Donuts und Latkes so statt gegessen, dass wir das ausfallen ließen und den Abend mit einem Air Hockey Turnier (ich habe mein geheimes Talent entdeckt!) und Willy Wonka and the Chocolate Factory ausklingen lassen.
Auch der nächste Tag, der 25. Dezember, startete gemütlich. Wir alle schliefen aus und machten uns fertig, denn um 12 Uhr kamen die Eltern und die Schwester meiner Gastmutter. Allerdings kamen diese nicht allein, sondern mit unzähligen Geschenken. Und wenn ich unzählig sage, dann meine ich damit u n z ä h l i g. Ich habe glaube ich noch nie so viele Geschenke auf einem Haufen gesehen. Das Auto war bis zum Rand voll und es dauerte ewig, das alles ins Haus zu schleppen. Bei der Masse konnte es natürlich auch niemand so recht abwarten und so wurden die ersten Geschenke direkt geöffnet. Der Sonnenuntergang war einfach noch zu weit entfernt. Auch ich bekam noch einmal Geschenke, womit ich einfach gar nicht gerechnet hätte und ich war total sprachlos. Völlig von den Socken. Ich weiß wirklich nicht, wie ich mich ausreichend bei meiner Gastfamilie bedanken soll.
Nach der Bescherung haben wir einfach die gemeinsame Zeit genossen, geredet, genascht, mit den neuen Spielzeugen der Kinder gespielt, noch mehr genascht und schließlich eine unfassbar riesige Menge an chinesischem Essen bestellt, denn das ist in jüdischen Familien am ersten Weihnachtsfeiertag so etwas wie eine Tradition. Schließlich ist der erste Weihnachtsfeiertag normalerweise nichts Besonderes für jüdische Familien und da Familien, die Weihnachten feiern, eher selten chinesisches Essen an Weihnachten bestellen, sind da die Wartezeiten am kürzesten und die Restaurants sind leer. Sehr praktisch und super lecker vor allem.
Die Kinder sind anschließend mit ihren Großeltern nach Hause gefahren, um dort zwei Nächte zu verbringen. Das heißt im Umkehrschluss, dass ich jetzt erstmal einen Tag entspannen kann 😄
Alles in Allem waren die Festtage wirklich wunderschön und ich bin froh, mal ein ganz anderes Fest erlebt haben zu dürfen. Es ist eine ganz einmalige Chance für mich und ich bin unfassbar dankbar, dass mir das ermöglicht wird.
Und der nächste große und besondere Tag steht auch schon vor der Tür: Silvester!
Wie ich ins neue Jahr starte erfahrt ihr ganz bald.
Bis dahin!
Eure Mary ♡
Ich hoffe, Ihr hattet alle besinnliche, frohe und wunderschöne Festtage und konntet die Zeit mit euren Liebsten genießen. Weihnachten bzw. die Weihnachtszeit ist wundervoll und für mich etwas ganz Besonderes.
Dieses Jahr sollte ich diese Zeit mal völlig anders erleben. Ein richtiges Weihnachtsfest gab es für mich nicht, denn zusammen mit meiner Gastfamilie feierte ich Chanukkah.
Dennoch haben auch wir natürlich viele, viele weihnachtliche Dinge gemacht, worüber ich auch schon in meinem letzten Blogpost berichtet habe.
Aber auch in der vergangenen Woche haben wir die festliche Stimmung noch einmal richtig aufleben lassen.
Am Dienstag, dem 20. Dezember, hat die Schule der Kids ein Weihnachtskonzert aufgeführt, bei dem das Orchester, die Band und der Chor einige Stücke präsentierten. Das Orchester besteht nur aus Streichinstrumenten, genau gesagt aus Violinen, Bratschen, Cello und Bass und wenn man bedenkt, dass es ausschließlich Neun- bis Elfjährige waren, die diese Instrumente für uns spielten, war das wirklich beeindruckend und schön.
Die Blasinstrumente waren dementsprechend in der Band vertreten. Das Publikum bekam Klänge von Querflöten, Klarinetten, Saxofonen, Posaunen (eine davon spielte Sam) und Trompeten zu hören. Jedoch muss ich sagen, dass das im Vergleich zum Orchester nicht so ein Balsam für die Ohren war. Ich weiß, wie viel Mühe sich die Kinder geben und freue mich, dass sie viel Spaß haben aber die Band klang wirklich, wirklich chaotisch - und das sah nicht nur ich so 😄 Trotzdem war es schön zu sehen, wie stolz die Kleinen auf sich waren, als sie fertig mit der Aufführung waren.
Der Chor war richtig süß! Sie haben fünf Lieder gesungen, zwei davon sangen die "Chatsworth Chimes", ein kleinerer Chor der Schule, der zweimal die Woche probt. Auch da wirkt Sam mit. Er hat sogar ein ganz kleines Solo gesungen, das hat er wirklich gut gemacht. Wir waren alle sehr stolz. Es hat mir wirklich außerordentlich gut gefallen. Bei einem Konzert wie diesem, wo nur Kinder mitwirken, geht es ja auch gar nicht darum, dass man eine perfekte Show geboten bekommt. Es geht darum, den Kindern eine Freude zu bereiten, indem man ihnen Mut zuspricht und ihren Auftritt genießt. Und die Kinder hoffen, dem Publikum eine Freude zu bereiten, indem sie wochenlang proben und üben, sich viel Mühe geben und letztendlich ein wirklich tolles kleines Konzert aufführen.
Mich alles hat das sehr stark an meine Musicalzeit in der Schule erinnert, die ich bis heute noch zu den besten Momenten meines Lebens zähle. Die wochenlangen Proben (sei es Theater oder Gesang) in der Stadthalle, die Chorfreizeiten und letztendlich die Aufführungen - Zeiten, die ich niemals vergessen werde. Vielleicht lag es daran, dass ich während dem Konzert ein wenig emotional wurde.
Zwei Tage später ging es direkt weiter mit dem weihnachtlichen Programm. Für meine Gastfamilie und mich hieß es nämlich: Ab in die City. Großzügiger Weise (ich kann mein Glück immer noch nicht fassen) haben meine Gasteltern mich nämlich dazu eingeladen, die Radio City Christmas Spectacular Show mit den Rockettes anzusehen! Ich bin so unfassbar dankbar dafür und habe allein an diesem Tag wahrscheinlich 513-mal "Thank you so much!" gesagt.
Um ca. 12:10 Uhr haben wir uns auf dem Weg zum Bahnhof gemacht, um den Zug um 12:30 Uhr zu erwischen. Im Zug haben wir sogar dank eines sehr netten Herren, der für uns aufgestanden ist, alle zusammensitzen können. Es ist immer wieder schön zu sehen, dass es doch noch herzliche Menschen auf dieser Welt gibt. Die Kinder waren auf der Fahrt sehr aufgeregt. Das war zwar süß aber auch etwas anstrengend 😄
Angekommen in der Grand Central ist dann wohl das Merkwürdigste in meiner gesamten bisherigen Zeit hier passiert: Ich musste meinen verwirrten Gasteltern, die einige Jahre in NYC lebten, erklären, wie man von der Grand Central zum Rockefeller Center kommt! Ich, das Mädchen, das aus dem winzigsten Dorf überhaupt kommt. Ich war sehr überrascht über mich selbst - aber auch ein wenig stolz.
Der Weg zum Rockefeller Center war anstrengend: Viele Menschen, ein kleines Mädchen, das keine Lust mehr hat zu laufen und ein etwas größerer aber dennoch kleiner Junge, dem der Rest zu langsam ist und droht, in den Menschenmassen zu verschwinden. Stress pur aber zum Glück war unser Ziel ja nicht so weit entfernt.
Ich habe mir dann also noch ein zweites Mal den Rockefeller Christmas Tree angesehen und bin nach wie vor begeistert von seiner Schönheit. Ein bisschen genauer habe ich von ihm ja bereits in meinem letzten Blogpost berichtet. Auf der Eisfläche zum Schlittschuhfahren präsentierte Santa Claus sein Talent, indem er tanzend durch die Menge fuhr und neben der Straße sangen Securityguards Silent Night mit einer Karaokebox - willkommen in NYC in der Weihnachtszeit!
Lange konnten wir uns beim Rockefeller allerdings nicht aufhalten, denn um 14 Uhr begann schon die Show, für die wir Tickets hatten. Wir liefen alle noch schnell die Straße runter, schon waren wir bei der Radio City Music Hall. Nach kurzer Zeit in der Warteschlange konnten wir die beeindruckende Eingangshalle, in der der wohl größte Kronleuchter, den ich je gesehen habe, hängt, betreten. Die Secrurityguards führten uns in die eigentliche Halle und mir verschlug es die Sprache. Alles war so pompös, so riesig, so atemberaubend schön. Ich konnte lediglich ein leises "Wow" hervorbringen.
Um die eigentliche Show zu beschreiben fehlen mir ehrlich gesagt ein wenig die Worte. Es handelte sich nicht nur um eine Tanzaufführung der Rockettes. Tanz, Gesang, Schauspiel - alles war dabei. Die Show wurde von Santa eröffnet und er führte das Publikum durch viele kleine Geschichten, die in Form eines Musicals präsentiert wurden. So wurden den Zuschauern Weihnachten in New York City, die Arbeitsvorgänge in Santas Weihnachtsstadt, die Weihnachtsgeschichte und noch vieles mehr nähergebracht. Neben den Geschehnissen auf der Bühne gab es außerdem zahlreiche Spezialeffekte, sei es in Form einer Lichtshow oder ferngesteuerte Schneeflocken-Ballons. Es war wirklich wunderbar und ich wurde hervorragend unterhalten. Auch die Kinder fanden es ganz, ganz toll und hatten viel Spaß.
Auf dem Weg zurück zur Grand Central haben wir uns dann die weihnachtlichen Schaufenster von Saks Fifth Avenue angesehen, in denen Figuren und Dekoration zum Märchen des Nussknackers ausgestellt sind.
Zurück "zu Hause" haben wir dann noch einen meiner allerliebsten Weihnachtsfilme angeschaut - Rudolph mit der roten Nase. Diesen Film habe ich als Kind wahrscheinlich 50-mal gesehen und ich liebe ihn immer noch. Ein wirklich weihnachtlicher Tag.Am Freitag, dem 23. Dezember, kamen dann noch genau rechtzeitig die Weihnachts- bzw. Chanukkahgeschenke an, die ich für meine Gastfamilie ausgesucht habe. Ziemlich erleichtert darüber machte ich mich auch schon direkt ans Verpacken.
Und dann war plötzlich auch schon der 24. Dezember. Heiligabend und in diesem Jahr zufällig auch The First Day of Chanukkah. Das ist seit 1872 erst dreimal passiert, das letzte Mal 1978. Es ist schon cool, dass ich an so einem riesigen Zufall teilhaben durfte. Ich bin ehrlich gesagt auch sehr sehr froh darüber, denn wäre Chanukkah auf irgendeine andere Woche des Jahres gefallen, dann hätte ich an Weihnachten kein Fest gehabt und ich hätte wahrscheinlich ziemliche Sehnsucht nach meiner Familie und unserer gemeinsamen Weihnachtsfeier gehabt. Aber so hat alles perfekt gepasst und sogar die Adventskalender der Kinder, die meine Oma netterweise geschickt hat, waren ein Countdown bis Chanukkah.
Morgens hatte ich dann noch ein Skype-Date mit meiner Familie, bevor sie sich mit dem Rest traf, das war wirklich schön. So war ich an Weihnachten zumindest kurz durch den Computermonitor mit meiner Familie zusammen und auch wenn ein paar Tränen flossen waren es fröhliche Gedanken, die wir miteinander teilten.
Nach dem Skypen war ich auch gar nicht traurig oder niedergeschlagen, wie ich es vielleicht erwartet hätte, weil ich ja eine sehr emotionale Person bin. Ich war einfach nur aufgeregt und froh darüber, die Möglichkeit zu haben, Chanukkah hautnah miterleben zu dürfen.
So richtig geht Chanukkah aber erst bei Sonnenuntergang los und so war der Tag eher gemütlich. Meine Gastmutter und ich machten gemeinsam Donuts und später auch noch Latkes. Das ist genau das gleiche wie hessische Rupsel, also Kartoffelpuffer und ich war so happy. Ganz traditionell haben wir sie mit Apfelmus gegessen und es hat für mich nach Weihnachtsmarkt geschmeckt. So schön! Nur der Glühwein hat gefehlt 😄
Wir haben zusammen Spiele gespielt, den Nussknacker und das Mickey Mouse Christmas Special geguckt und gewartet, bis die Sonne untergegangen war. Ich dachte, die Kinder platzen gleich vor Ungeduld - das hat mich an meine Kindheit erinnert. Denn auch wir mussten mit der Bescherung (fast) immer bis nach dem Abendessen warten. Wir zündeten dann die erste Kerze der Menora an und meine Gastmutter sprach ein Gebet auf hebräisch. Dann gab es Bescherung! Die Kinder durften ihre ersten Geschenke aufmachen, darunter auch meine, und ich war mehr als erleichtert, dass sie sich so sehr darüber freuten. "Oh my god, Marie! That's so awesome, thank you! Oh my god!'' sagten sie zu mir mit strahlenden Augen und es wärmte mein Herz. Auch meine Gasteltern freuten sich sehr über ihre Geschenke von mir. Große Erleichterung machte sich in mir breit, denn was Geschenke angeht könnte man mich als die wohl unkreativste Person der Welt bezeichnen 😄 Für mich haben meine Gasteltern ein Chanukkahgeschenk UND ein Weihnachtsgeschenk besorgt, ich war ganz überwältigt. "Du hast uns erzählt, dass es bei euch am 24. Dezember Geschenke gibt. Deshalb bekommst du heute zwei!'' sagten sie und ihre Worte hinterließen eine sprachlose Marie. Ich bin so dankbar für alles, nicht nur für die Geschenke und ich könnte meiner Gastfamilie nicht genug danken.
Eigentlich wollten wir noch ein gemeinsames Dinner haben aber wir alle haben uns an den Donuts und Latkes so statt gegessen, dass wir das ausfallen ließen und den Abend mit einem Air Hockey Turnier (ich habe mein geheimes Talent entdeckt!) und Willy Wonka and the Chocolate Factory ausklingen lassen.
Auch der nächste Tag, der 25. Dezember, startete gemütlich. Wir alle schliefen aus und machten uns fertig, denn um 12 Uhr kamen die Eltern und die Schwester meiner Gastmutter. Allerdings kamen diese nicht allein, sondern mit unzähligen Geschenken. Und wenn ich unzählig sage, dann meine ich damit u n z ä h l i g. Ich habe glaube ich noch nie so viele Geschenke auf einem Haufen gesehen. Das Auto war bis zum Rand voll und es dauerte ewig, das alles ins Haus zu schleppen. Bei der Masse konnte es natürlich auch niemand so recht abwarten und so wurden die ersten Geschenke direkt geöffnet. Der Sonnenuntergang war einfach noch zu weit entfernt. Auch ich bekam noch einmal Geschenke, womit ich einfach gar nicht gerechnet hätte und ich war total sprachlos. Völlig von den Socken. Ich weiß wirklich nicht, wie ich mich ausreichend bei meiner Gastfamilie bedanken soll.
Nach der Bescherung haben wir einfach die gemeinsame Zeit genossen, geredet, genascht, mit den neuen Spielzeugen der Kinder gespielt, noch mehr genascht und schließlich eine unfassbar riesige Menge an chinesischem Essen bestellt, denn das ist in jüdischen Familien am ersten Weihnachtsfeiertag so etwas wie eine Tradition. Schließlich ist der erste Weihnachtsfeiertag normalerweise nichts Besonderes für jüdische Familien und da Familien, die Weihnachten feiern, eher selten chinesisches Essen an Weihnachten bestellen, sind da die Wartezeiten am kürzesten und die Restaurants sind leer. Sehr praktisch und super lecker vor allem.
Die Kinder sind anschließend mit ihren Großeltern nach Hause gefahren, um dort zwei Nächte zu verbringen. Das heißt im Umkehrschluss, dass ich jetzt erstmal einen Tag entspannen kann 😄
Alles in Allem waren die Festtage wirklich wunderschön und ich bin froh, mal ein ganz anderes Fest erlebt haben zu dürfen. Es ist eine ganz einmalige Chance für mich und ich bin unfassbar dankbar, dass mir das ermöglicht wird.
Und der nächste große und besondere Tag steht auch schon vor der Tür: Silvester!
Wie ich ins neue Jahr starte erfahrt ihr ganz bald.
Bis dahin!
Eure Mary ♡
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